Montag, 26. Juli 2010

Loveparade, Schlagwörter und Eva

Die Loveparade macht immer Schlagzeilen, nur dieses Mal hätte man darauf Verzichten können. Dieses Ereignis mit 19 Toten gehört zu jenen, die ausnahmsweise mit Recht von den Medien als „tragisch” bezeichnet werden. An einem normalen Autounfall ist meist nichts tragisches, nein, er ist traurig und das Wort wird vermutlich aus Gründen der stärkeren Wirkung falsch benutzt. Neunzehn Tote und über 300 Verletzte, denkbar grausam aus mehreren Metern auf den Boden geklatscht oder totgetrampelt, auf einem Fest der Liebe und des Feierns sind wirklich tragisch.

Besorgniserregend ist indes das Verhalten der klassischen Medien, der Blogger und der Kommentierer, aus mehreren Gründen. Zum Ersten bin ich sicherlich nicht der Einzige, der auf die populäre Formulierung „Warum mussten 19 Menschen sterben?” allergisch reagiert. Fakt ist, sie mussten nicht sterben. Die Zeiten, in denen jeder Tod das Ergebnis einer höheren Macht ist, sind vorbei. Das die Angehörigen tatsächlich geschockt sind, und zwar wirklich geschockt im Gegensatz zu unbeteiligten Politikern, Journalisten und sonstigen dazusenfern, ist klar. Deswegen wundert sich auch niemand über die immer anzutreffenden „Warum?”-Schilder vor den Grablichtern: sie sind Ausdruck von Schockierung und Hilflosigkeit. Autoren jedoch täten gut daran, sich nicht durch ähnliche Ausdrucksweise in die Riege der Betroffenen einzumogeln. Ich gebe frank und frei zu, dass ich weder geschockt bin, noch trauere ich.

Als wäre das nicht unschön genug, hat sich Eva Herrmann (bzw. Herman) zu Wort gemeldet. Normalerweise ist dies stets zu ignorieren, da ihre Kommentare vorhersehbar naiv und geistig unausgewogen sind. Aber jetzt hat sie es endlich mal wieder zu medialer Aufmerksamkeit geschafft: sie ist, für einige offenbar sehr überraschend, kein Fan der Loveparade. Das wurde aufgegriffen, wie unnötigerweise auch vom Medienjournalisten Stefan Niggemeier, und gab ihr Grund sich an dem Echo weiter hochzuziehen. Ihren Stumpfsinn als Verhöhnung der Angehörigen zu bezeichnen ist eine Farce. Ich bin froh, dass ich die Situation der Betroffenen nicht nachvollziehen kann, doch hege den wagen Verdacht, dass ich die ungefragten Anwälte in meiner Sache, also praktisch jeder der jetzt moralapostelig seine Meinung kundtut, genauso unsympathisch fände.

Zu guter Letzt gibt es noch die Hetzjagd nach dem Schuldigen. Mal sehen, wer in den nächsten Tagen zum Sündenbock erhoben wird. Leider ist die Realität kompliziert und der Vorfall ist eher ein Zusammenspiel aus vielen Dingen, die schiefgelaufen sind. Diese Dinge sollten aufgezeigt werden um Konsequenzen daraus zu ziehen. Es gab Probleme in der Organisation, in den behördlichen Belangen, es wurde sich zu sehr auf unzutreffende Simulationen verlassen, es gab zu wenig professionell angewiesenes Personal und bei den Fluchtwegen hat es gehapert. Einen Grund oder einen Schuldigen für den Unfall zu finden ist von vorneherein zum Scheitern verurteilt.

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