Samstag, 24. Juli 2010

4 populäre Irrtümer unter Redakteuren

Viele andere würden gleich ein Buch aus dem Thema machen, und ich will nicht ausschließen, dass ein solches bereits Existiert. „Die schrillsten Redaktionsirrtümer” für 4,95 bei Thalia. Auf dem Cover wäre vermutlich das Gesicht des Autors, möglichst groß und neckisch guckend.
Trotzdem möchte ich ein paar Irrtümer aufdecken, welche sich wie rote Fäden durch die Medienlanschaft ziehen. In Kommentaren, Editorials und auch überall sonst, wo eine Meinungsäußerung der üblichen Verdächtigen nicht verhindert werden konnte, stößt man auf diese Fehler. Im Einzelnen sind dies:

„Content-Diebstahl” ist ein Problem


Erst einmal gibt es berechtigte Einwände gegen die Wortwahl: mit Diebstahl oder Klau hat das, was gemeint ist, wenig zu tun. Ich persönlich finde den Begriff unproblematisch, solange der Leserschaft eine gewisse Internetkompetenz zuzumuten ist. Denn die wissen, dass im Internet nichts gestohlen, sondern kopiert wird. Wenn ich etwas stehle, dann nehme ich etwas weg, im Web wird jedoch eine Urheberrechtsverletzung begangen.
Aber wo sind diese vielfachen Uhreberrechtsverletzungen? Kopieren Blogger, die über eine nennendwerte Leserschaft verfügen, komplette Artikel auf ihre Seiten? Wenn ja, dann ist mir das noch nicht untergekommen. Und was ist mit Google? Der Internetriese sammelt alle Nachrichten um sie dann zu verlinken. Google ist ein Lieferant, der wohl eine nicht unerhebliche Zugriffsquelle für sämtliche Onlinezeitungen darstellt. Trotzdem machen sie Druck und wollen Google ans Leder. Dass die Verlage gerne mehr Geld ohne zusätzliche Arbeit hätten, ist klar. Dass das nicht funktionieren wird, ist auch klar.

Dialog mit dem Leser bedeutet: ein Kommentarfeld einrichten


Schön wär's. Aber in der Praxis ist ein Kommentarfeld ohne Rückmeldung der Redakteure sinnlos. Ich lese selten die Kommentare, und wenn, dann sind sie meist langweilig bis grauenvoll. Die Leser reden nur untereinander, es schaukelt sich hoch, und irgenwann landet man dann argumentativ bei Hitler. Es gibt nur wenige Redaktionen, die die Kommentare zur Kenntnis nehmen und darauf eingehen.

Die Leute unterstützen unseren Druck auf die öffentlich-rechtlichen


GEZ ist mist. Damit konnte man noch Leute ködern, denn der Deutsche zahlt ungern Gebühren. Aber mittlerweile wird es lächerlich: bei dem Versuch, den Leuten zu erklären, warum ARD ältere gebührenfinanzierte Beiträge aufwändig löschen muss, sind sämtliche Verlage gescheitert - zu Recht, denn es gibt keine Erklärung die nicht zwangsläufig die Worte „Konkurrenz” und „ausschalten” enthält.

Onlinezeitungen sind ein riesiges Verlustgeschäft


Sind sie nicht. Spiegel Online etwa machte letztes Jahr rund 4 Millionen Euro Gewinn, RP Online kam immerhin auf eine Million und auch die ZEIT kann nach Eigenauskunft nicht über die Onlinesparte klagen. Natürlich sind es keine Gelddruckmaschinen, und es gibt auch Seiten, die nicht besonders laufen. Aber das Riesenverlustgeschäft aller Onlinemedien ist nichts als ein Riesenmythos.

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