Auch das Computerportal Chip.de ist anscheinend großer Fan. Im September 2008 hatten sie daher eine schnelle Klickstrecke namens „Die 20 größten Photoshop-Ausrutscher” erstellt. Da kein einziges Bild von der Redaktion selbst gemacht wurde, ist auch konsequenterweise immer brav die Quelle angegeben.
Allerdings geistert aktuell auf der Hauptseite in der Kategorie „Top-Fotos” eine Bildergalerie namens „Die größten Photoshop-Desaster” herum. Die klingt zwar vertraut, ist aber von Januar 2009 und offenbar immernoch ein Dauerbrenner (oder alle Klickstrecken der letzen 18 Monate waren unterirdisch langweilig). Dieses Mal ist sie um mehr als das Doppelte gewachsen und umfasst sogar 47 Bilder. Da ist es natürlich schwer immer die Quelle anzugeben. Also hat Chip es diesmal gar nicht erst versucht und sich auf launige Kurzkommentare wie „Lieber Grafiker: Leg doch beim nächsten Mal die Ebene mit der Beschriftung für das T-Shirt hinter die für den Arm...” beschränkt. Dass so gut wie alle Bilder von obigem Blog geklaut sind, kann man bei manchen von ihnen an dem gerade noch erkennbaren Wasserzeichen ausmachen. Bei anderen gar nicht, oder ich habe es nur nicht gefunden. Aber hey, solange es 47 Klicks bringt.
Erschwerend kommt hinzu, dass sie noch nicht mal vernünftig klauen können: im Internet finden sich tausende solcher Bilder, trotzdem hat Chip den Großteil der alten Klickstrecke in der neuen wiederverwurstet - wie etwa hier und hier. Merkwürdig wird es, wenn sie das selbe Bild in einer anderen Version zeigen: offenbar konnte sich der Redakteur nicht mehr an dieses Bild erinnern und hat es sich, leicht abgewandelt, erneut beschafft. Warum einfach wenn's auch kompliziert geht?
Vielleicht wollte Chip die Aufmerksamkeit ihrer Leser testen, als sie dann vergangenen Monat die alte Bildergalerie, also die von 2009, wieder neu auflegten und sie prominent in den „News” platzierten. Wäre ja auch gelacht, wenn sich ein 47-teiliger geklauter aufgewärmter Klickmarathon nur einmal verwerten ließe!
Schon klar, das Internet darf kein rechtsfreier Raum sein, Uhreberrechte beachten und so weiter. Damit könnte das Chip.de-Desaster als weiteres Beispiel für die Doppelmoral der Onlinemedien ins Internetarchiv wandern, wenn das Ganze nicht noch ein unterhaltsames Nachspiel im Forum gehabt hätte. Dort haben die User die Möglichkeit, die News und Artikel zu kommentieren. Eine erste kritische Stimme wird laut und moniert die Rechtschreibfehler in den Autorenkommentaren zu der Klickstrecke. „Was will den der?” denkt sich da der Forenmoderator namens UHecker (mit offiziellem Chip.de-Siegel) und antwortet:
Im Gegensatz Zu Dir nutze ich mein Hirn, bevor ich rummosere. Du hättest ja auch von Anfang an Beispiele für Deine - immer noch unbewiesene! - Behauptung bringen können, aber nein, erstmal draufhauen, muss ja keiner wissen ob's stimmt, Hauptsache gemeckert. So nicht.
Und für Dich gilt: gewöhn Dir gefälligst einen anderen Ton an.
An dem Ton des Users fand ich jetzt persönlich nichts auszusetzen, aber anscheinend ist die Redaktion der Meinung, dass die lächerliche Klaugalerie 3.0 über jede Kritik erhaben ist. Die Pointe steht noch am Ende des Postings des Moderators:
Geändert von UHecker (14.06.2010 um 10:07 Uhr) Grund: Letzten Satz gestrichen.Einerseits interessiert mich zwar, was da wohl gestanden hat, andererseits möchte ich es auch gar nicht so genau wissen.
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